NVH, Neckarvorstadt Heilbronn
Beitrag im Wettbewerb, 2009

Die Stadt Heilbronn möchte die bestehende Trennung zwischen Innenstadt und Böckingen überwinden. Zudem soll der Neckar als bestimmendes naturräumliches Element Heilbronns in das Bewusstsein der Stadt zurückgeholt werden. Betrachtet man den Heilbronner Stadtgrundriss als Ganzes, wird eine durch Neckar und Kanalhafen geformte Insel erkennbar, die ein besonderes Merkmal im Stadtgefüge darstellt, heute aber nicht in dieser Form wahrnehmbar ist. Mit der Identifizierung der Insel besteht die Chance, einen neuen Stadtbaustein als Bindeglied zwischen heute getrennten Bereichen der Stadt zu etablieren. Ziel des Entwurfes ist es, die gestalterische Prägnanz der Insel herauszuarbeiten und zu stärken. Die gesamte Insel mit ihren abwechslungsreichen Strukturen wird als ein zusammenhängender Park betrachtet, die „Parkinsel Heilbronn“. Sie bildet geographisch die Mitte der Stadt und wird Plattform für unterschiedlichste Nutzungen und Aktivitäten. Der Neckarpark und der Wilhelmskanal sind die herausragenden bereits vorhandenen und qualitativ hochwertigen Stadträume im Wettbewerbsgebiet. Die kleine Neckarinsel zwischen Wilhelmskanal und dem Neckar beinhaltet unterschiedlichste Nutzungen auf kleinem Raum: Industrie (Wasserwerk), Kultur (Experimenta), Gewerbe (Hotel), Infrastruktur (Bahntrasse, Kranenstraße), Freizeit (Grünanlagen, Marina). Das gegenüberliegende Ufer der Altstadt bietet einen Kontrast zur landschaftlich geprägten Insel. Trotz Nutzungsdichte und Mischung ist ein potentiell hochwertiger Stadtraum entstanden, der durch Verlegung der Kranenstraße die entscheidende Aufwertung zum zentralen innerstädtischen Grünraum Heilbronns erfährt. Damit dient die „kleine Parkinsel“ als Modell für die künftige Entwicklung der „großen Parkinsel“. Ein potentiell hochwertiger aber immissionsbelasteter Stadtraum wird durch gezielte Eingriffe in die Infrastruktur zu einem weiteren Grünraum und Wohnstandort weiterentwickelt. Die vorhandenen Inselbiotope Bahnareal, Bahnhofsvorstadt, Sportpark, Kanalhafen und Wohlgelegen werden in ihrem angelegten Charakter erkannt und konsequent weiterentwickelt. Ein robustes Gerüst aus Erschließung und Dauergrünflächen bildet die Grundlage für die Entwicklung des neuen Quartiers. Es spannt sich zwischen zwei Uferbereichen auf: Dem Westufer des Kanalhafens mit einem Deich (Lärmschutz, Ausblicke) und dem neu zu gestaltenden Ostufer am alten Neckarverlauf. Die beiden Ufer werden durch Grünzüge und begrünte Straßenräume verbunden, die von jedem Punkt im Quartier Blickbezüge zu den Ufern ermöglichen. Die in diesem Gerüst entstehenden Felder stehen mittelfristig der BUGA für temporäre Schauflächen zur Verfügung. Die Anlage neuer Hafenbecken als Reminiszenz an die Geschichte des Ortes verlängert die erlebbare Uferlinie und verbessert die bioklimatische Situation. Ziel der gewählten Grundstruktur ist es, qualitativ hochwertige Urbanität im neuen Quartier entstehen zu lassen. Das gewählte Erschließungssystem mit den daraus resultierenden Baufeldtiefen ermöglicht zugleich Flexibilität und Vielfalt der Typologie: Punkthäuser in den Wasserlagen am Neckar, Geschosswohnungsbau entlang der Grünzüge und Hafenbecken, Verdichtete Bauformen mit öffentlichen Flächen zur gemeinschaftlichen Nutzung im Innenbereich (Spielplatz, Nachbarschaft). Der neue Stadtgrundriss ist flexibel umsetzbar und eine abschnittsweise Realisierung ist beabsichtigt. Die aufgezeigten Schritte sind als Absichtserklärung aufgeführt und sollten sich nach den gesellschaftlichen und ökonomischen Belangen entwickeln. Einziger Fixpunkt in der Entstehungsphase ist das Jahr 2019 – die Durchführung der Bundesgartenschau. Die Gartenschau erhöht jedoch die Möglichkeit einer zeitweisen Überbrückung von unbebauten Teilflächen.

Ausloberin: Stadt Heilbronn