Das Wettbewerbsgrundstück befindet sich südwestlich der Stadt Verl auf einer Fläche eines stillgelegten Schlachthofes und Zerlegebetriebes. Die Umgebungsbebauung besteht aus vereinzelten, nordöstlich und südwestlich gelegenen freistehenden Wohnhäusern, sowie einem Betrieb südöstlich des Geländes. Das Grundstück wird zurzeit über mehrere Zuwegungen erschlossen, das Wettbewerbsgrundstück soll ausschließlich über den aus Nordwesten kommenden Ewersweg erschlossen werden. Der Rückbau der Bestandsgebäude aufgrund von mehreren Faktoren ermöglicht die volle Ausnutzung des Wettbewerbsgrundstücks. Auf dem Standort selbst wirken nur gemach die angrenzenden Gebäude, da durch einen großen Baumbestand vor allem nach Norden, Osten und Westen der Sichtbezug und damit die direkte Einwirkung eingeschränkt wird. Dabei ist nicht nur der direkt angrenzende Baumbestand, sondern vielmehr die weitläufige, „grüne Verler Weiden und Wiesenlandschaft“ sehr stark prägend für das Wettbewerbsgrundstück und Grundlage der Einfügung des Entwurfs. Westlich des Astschnittbereichs wird der „Knick“ , auch Wallhecke genannt, als Element der „Verler Landschaft“ aufgenommen, weitergeführt und bepflanzt, um somit einen natürlichen Schall- und Sichtschutz zur Wohnbebauung zu generieren. Der Baumbestand, als wichtiger Freiraumfaktor, kann dabei fast gänzlich erhalten werden. Aufgrund des hohen Anteils an versiegelten Flächen, sieht man über die extensive Dachbegrünung die Regenrückhaltung vor, um das Regenwasser nicht zu schnell wegleiten zu müssen. Weiterhin könnte eine unterirdische Zisterne angedacht werden, welche für den Grasmäher-Waschplatz, die Waschhalle sowie auch für die Versorgung von Wasserzapfstellen in der Nähe des Bauhofes genutzt werden kann. Die bereits vorhandene Photovoltaik Anlage kann ebenfalls optional auf dem Dach installiert werden. Der Einfluss der prägenden „grünen“ Umgebung legt es nahe, die Neubauten in die Landschaft einzubetten jedoch darauf zu achten die Gebäude zukünftig als autarke und signifikante Baukörper identifizieren zu können. Das Thema des „Hofes“ findet man nicht nur in den Begriffen der Neubauten wieder, sondern auch im historischen und regionalen Kontext. Als Vorbild für den Bau- und Wertstoffhof wird der „Vierseithof“ als Motiv aufgegriffen. Dieser bezeichnet einen Hoftypus, der von allen vier Seiten von Gebäuden, die oft eine einheitliche Höhe und Material aufwiesen, umschlossen wurde. Die Fassaden nach außen hin konnten als Fachwerk, Ziegel- oder Bruchsteinmauerwerk errichtet werden, die Hoffassaden hingegen wurden sehr an die unterschiedlichen Funktionen der Gebäudeteile angelehnt. Die Erschließung erfolgte dabei über ein Hoftor oder eine Durchfahrt. Der Hoftypus schafft damit nach außen hin eine klare Abgrenzung zur „grünen“ Landschaft, damit einen Gegenpol mit regionalem Erscheinungsbild und nach innen hin einen funktional flexiblen und introvertierten Betriebshof, sowohl für den Wertstoffhof, als auch für den Bauhof. Weiterhin wird auch folgerichtig ein Fassadenwechsel von Mauerwerk zu einer massiven, funktionsorientierten Fassade zur Definition der Betriebshöfe bzw. des Inneren der Betriebe vorgenommen. Die Außenfassaden der beiden Baukörper sollen nach dem Rückbau der Bestandsgebäude mit dem recycelten Backsteinmauerwerk des ehemaligen Wohngebäudes und des Schlacht- bzw. Zerlegebetriebs belegt werden. Die Wiederverwertung Baumaterialien ist ebenfalls ein Merkmal aus dem historischen Kontext des „Vierseithofes“, wie auch der Nutzungen an sich. Die Backsteine mit unterschiedlichen Farbnuancen und Oberflächenstrukturen ergeben auf den ersten Blick ein einheitliches und regional typisches Erscheinungsbild. Bei näherer Betrachtung kann das Recycling des Klinkermauerwerks durch die unterschiedlichen Färbungen und Oberflächenstrukturen zu einem signifikanten Identifikations-merkmal werden. Die Innenhoffassade muss dem funktionalen Ablauf und alltäglichen Arbeiten angemessen und dementsprechend robust ausgeführt sein. Der unbehandelte Beton erfüllt diese Anforderungen. Die vorhandene Zufahrtsituation über den Ewersweg wird übernommen und an die 8m breite Haupterschließungsachse im Norden des Grundstücks angeschlossen. Über die Hauptstraße werden die beiden Betriebshöfe, die 32 Stellplätze des Wertstoffhofes, der Außenbereich des Bauhofes (Astschnitt, Schotterlager) und die 8 Stellplätze des Bauhofes direkt erschlossen. Die Erschließungsachse endet mit der Andienung des zukünftigen Stadtwerkebetriebes. Die konzipierte Lage der Nutzungsbereiche wird beibehalten. Der Wertstoffhof im Westen des Grundstückes wird nach dem vorgegebenen Organisationsprinzip bedient. Die Fahrsilos bilden dabei den nördlichen und den südlichen Abschluss des Gebäudes, die Entsorgungsmulden den westlichen Abschluss und das Sozialgebäude und Sondermüllzwischenlager den östlichen Abschluss. Die Abfolge der Bereiche im östlichen Gebäudeteil ist dabei an den Besucher angepasst und soll den Ablauf erleichtern und beschleunigen. Von den überdachten Stellplätzen können fußläufig die Bereiche Lager Gelbe Säcke/ Schubkarren, Sozialgebäude, und Annahme für Elektroabfall erreicht werden. Die motorisierten Anlieferer können nach der Ausweiskontrolle, die im überdachten Bereich stattfindet, auf den großzügigen Abladehof fahren, abladen und durch die separate Ausfahrt im Westen den Hof verlassen. Die Erschließung der Bereiche des Bauhofes im zentralen Bereich des Wettbewerbsgrundstücks kann über zwei Achsen erfolgen. Der Innenhofbereich wird direkt von der Haupterschließungsstraße über ein Hoftor erschlossen. Die stark befahrene Hauptspur führt am östlichen Gebäudeteil entlang durch den überdachten Lagerbereich in den offenen Außenlagerbereich. Dieser kann ebenfalls über die zwischen den beiden klar getrennten Baukörpern befindliche Erschließungsstraße angefahren werden. In diesem Bereich befindet sich somit die zweite Erschließungsmöglichkeit für den Bauhof und zugleich kann hier die rückwärtige Andienung des Sondermüllzwischenlagers des Wertstoffhofes erfolgen. Der Bauhof kann dabei in vier Funktionsbereiche gegliedert werden. Neben der Innenhofzufahrt befindet sich der Sozial- und Verwaltungsbereich. Dieser ist auf zwei Geschosse verteilt, um eine klare interne Gliederung der Nutzungsbereiche zu erreichen. Direkt angrenzend befindet sich der Werkstatt- und Hallenlagerbereich. Die Tischlerei und Schlosserei ist dabei direkt aus dem Sozialgebäude zugänglich. Im nördlichen sowie im östlichen Bereich schließen die Fahrzeughallen an den Hof an. Der Innenhof ist somit in einen stark frequentierten und einen ruhigeren Bereich zoniert und trägt damit ebenfalls zu einem reibungslosen Betriebsablauf bei. Im südlichen Bereich des Gebäudes wird der überdachte Lagerbereich angeordnet. Die Überdachung über den 2,5m hohen Lagerboxen bietet sowohl dem Gebäude, und somit dem Innenhof, eine räumliche Kante, öffnet sich allerdings auch nach Süden hin zur „Verler Landschaft“ und führt in den offenen Außenlagerbereich. Der Außenlagerbereich wird in folgende Bereiche unterteilt: Boden-/ Schotterbereich, Astschnittbereich und offene Lagerboxen mit dazugehörigen Rangierflächen.
Ausloberin: Stadt Verl