Der Neubau der Waldenserschule ist als ein Haus konzipiert, das mit seinem Selbstverständnis als Schulbau einen angemessenen repräsentativen Auftritt im Stadtgefüge Mörfelden-Walldorfs erhalten soll.
Durch seine Verortung direkt an der Waldstraße im Bereich des ehemaligen Pausenhofs differenziert er die Grundstücksfläche: Im Westen (neuer Pausenhof, Anbindung an die Nord-Süddurchwegung (David-Berger-Gäßchen)), Süden (klasseneigener Garten mit Bestandsplatanen) und Osten (Haltestelle, Parken), werden eindeutige und funktionale Freiräume geschaffen, die in direktem Zusammenhang mit Schule und Umfeld stehen. Die dem Entwurf zugrundeliegenden Leitgedanken, sämtliche Klassen- und Gruppenräume ihrer Nutzung entsprechend optimal nach Süden auszurichten und die Schaffung einer erlebbaren Durchwegung des Zweigeschossers („innere Schulstrasse“) bestimmen die Ausformulierung und Proportionen des Baukörpers. Auf die im direkten Umfeld vorhandene Körnung wird mit strukturierenden Einschnitten im Gebäudevolumen geantwortet. Die dadurch entstehenden Räume versorgen das Gebäude mit Belichtungsmöglichkeiten und erweitern das Nutzungsangebot um zusätzliche Freiräume. Auch der vorhandene erhaltenswerte Baumbestand ist als wichtiger Einflussfaktor an diesem Prozess der Gestaltwerdung beteiligt. Als Ergebnis bilden die „Lehrerterrasse“, der „Werkhof“ im 1.OG, die bis ins Erdgeschoss durchgestanzten Oberlichter, die Baumnische an der Waldstraße und der im Süden gelegene Schulgarten, die Schule prägende Aufenthaltsqualitäten. Im Sinne der Kernaktivierung in der Stadt ist die neue Grundschule also durch ihr Erscheinungsbild als weiterer markanter Ort zu verstehen. Die Einbindung und Adressbildung der Schule in die städtische Infrastruktur erfolgt durch auskragende Überdachungen des Neubaus im Erdgeschoss auf der West- und Ostseite. Von Westen her kommend erschließt sich das Schulgelände über eine Abfolge aus Ankommen / Parken, Spielplatz, Pausenhof. Ein zweiter Eingang befindet sich an der Ostseite in unmittelbarer Nähe zur Haltstelle und weiteren Fahrradstellplätzen). Mit seiner ausladenden Geste (auf der Westseite als überdachter Teil der Pausenfläche) führt das Gebäude in die innere „Schulstraße“. An diesem geschossübergreifenden, fließenden Raum sind sämtliche Nutzungsbereiche organisiert. Nach Norden hin orientiert befinden sich die Fachklassen, Verwaltung sowie „öffentlichere“ Bereiche. Nischen im Süden bilden den Klassenräumen zugehörige Identifikationsräume für die jeweiligen Klassenzüge. Der durch eine Vielzahl von Eingriffen geprägte Gebäudekubus besitzt grundschulgerechte Proportionen. Als angemessene Antwort auf das Erscheinungsbild des gebauten Umfelds erhält der Neubau nach Außen hin eine helle Fassade aus vorgehängten Glasfaserbetonplatten. Durch Ihre Oberflächenbeschaffenheit sich unterscheidende Elemente sorgen für eine subtile Differenzierung in der Fassade. Großzügige Fensterformate belichten die dahinter liegenden Räume. Klassen- und Kursräume im Süden erhalten maximale Fensterflächen mit horizontal ausfahrbarem Sonnenschutz. Auf West- und Ostseite sind Sonnenschutzelemente aus vorgehängten Raffstoreanlagen geplant. Farblich abgesetzte Bereiche markieren besondere Orte im und am Gebäude: Nischen zu den Klassenräumen, Eingangsbereiche, Baumnische. Insgesamt ist die kindgerechte Gestaltung des Gebäudes geprägt durch die räumliche Ausformulierung und dem bewussten Einsatz von Farbe. Eine energetische Sanierung der Bestandsgebäude wird afgrund von funktionalen und wirtschaftlichen Schwächen sowie Bedenken hinsichtlich gleichzeitiger Bewahrung des Denkmalschutzes als Lösung nicht in Betracht gezogen. Für die Zeit der Errichtung des zweiten Bauabschnitts wird eine Interimslösung mit Unterbringung des Ganztagesbereichs im Bestandsgebäude von 1900 vorgeschlagen. Im Weiteren kann entschieden werden wie mit diesem Gebäude zukünftig umgegangen wird. Die Entwurfsverfasser schlagen den Rückbau und damit eine Vergrößerung der Außenanlagen vor. Für die Konstruktion des Gebäudes ist ein konventioneller Stahlbetonbau mit Flachdecken (Speichermassen) sowie teilweise tragenden Innen- und Außenwänden geplant. Der Ausbau erfolgt flexibel in Leichtbauweise. Um möglichst offene Begegnungsräume (innere Schulstraße) im Gebäude zu schaffen, ist der erste Fluchtweg im Obergeschoß über aussenliegende Treppen gewährleistet.
Auslober: Kreis Groß-Gerau